Unabhängigkeitserklärung
Am 16. August 1960 erlangte Zypern seine Unabhängigkeit. Regierungsgewalt und Verwaltung wurden nach dem Zypernabkommen zwischen Griechen und Türken im Verhältnis 70 : 30 verteilt. Im Heer sollten die Posten im Verhältnis 60 : 40 verteilt werden. Der ENOSIS-Gedanke musste aufgegeben werden. Die Unabhängigkeit der Insel wurde durch Griechenland, die Türkei und Großbritannien garantiert.
Abkommen von Zürich und London
An der Ausarbeitung und Formulierung der Geburtsurkunde ihrer Republik waren die Zyprioten nicht beteiligt. Das Abkommen, das zur Gründung des unabhängigen, zyprischen Staates führte, wurde im Frühjahr 1959 in Zürich von den Regierungschefs Griechenlands und der Türkei besiegelt und erst später von Vertretern der britischen Kolonialmacht und den zyprischen Volksgruppenführern abgezeichnet (daher auch die Bezeichnung „Abkommen von Zürich und London“). Doch nicht nur dieser verfahrenstechnische – und zudem höchst undemokratische – Formfehler sollte sich für die politische Zukunft Zyperns negativ auswirken.
Die Abkommen von London und Zürich – in dieser Hinsicht herrscht heute in der Wissenschaft weitgehend Einigkeit – enthielten zudem eine Fülle von Bestimmungen, die der friedlichen Entwicklung eines unabhängigen Einheitsstaats im Wege standen:
- Da waren zum einen die innerstaatlichen Vorschriften, die die türkische Minderheit nicht nur erheblich übervorteilten (so sollten zum Beispiel 30 % der Beamten und 40 % der Armee-Angehörigen türkische Zyprioten sein; im Regierungsgeschäft hatten die Türken ein starkes Mitspracherecht, das sich maßgeblich in der Veto-Kompetenz des Vize-Präsidenten widerspielte, der laut Verfassung immer ein Angehöriger der türkisch-zyprischen Minderheit zu sein hatte).
- Zudem schrieb die Verfassung auch in jedem kleinen Detail den binationalen Charakter der zyprischen Gesellschaft fest. Das war wohl gut gemeint, verhinderte aber praktisch jedwede Entstehung eines gesamt-zyprischen Bewusstseins, geschweige denn die Entwicklung einer nationalen zyprischen Identität.
- Im Ergebnis blieb der Grieche Grieche und schielte nach Athen, dem „nationalen Zentrum“. Und der Türke blieb Türke, der sich seinerseits zum türkischen „Mutterland“ hin orientierte.
Konflikt zwischen türkischen und griechischen Zyprioten
Historisch und geografisch gesehen argumentierten die beiden Volksgruppen folgendermaßen: 1963 kam es zu Kämpfen zwischen türkischen und griechischen Zyprioten. Eine Partisanengruppe unter Nikos Sampson bekämpfte türkische Zyprioten. Trotz eines auf Betreiben Englands arrangierten Waffenstillstandes entwickelte sich ab 1964 der interne Konflikt zwischen türkischen und griechischen Zyprioten immer stärker. Nikosía wurde schließlich in zwei Teile geteilt, türkische Abgeordnete boykottierten das Parlament. Türkische Enklaven entstanden, in denen bald 25.000 Menschen lebten.
Professor Ernst Forsthoff
Über den Griechen-Türken-Konflikt schrieb Professor Ernst Forsthoff, Präsident des Höchsten Verfassungsgerichts von Zypern am 27. Dezember 1963, in der Zeitung DIE WELT: „Makarios trägt auf seinen Schultern die alleinige Verantwortung für die gegenwärtigen tragischen Ereignisse. Seine Absicht ist es, die türkischen Zyprer ihrer zustehenden Rechte zu berauben.“ In einem Interview, welches Professor Forsthoff am 30. Dezember 1963 der UPI-Presseagentur gab, führte er aus: „All dies ereignete sich, weil Makarios versuchte, den türkischen Zyprioten ihre verfassungsmäßig zustehenden Rechte wegzunehmen.“ Andererseits sollen die USA ein starkes Interesse daran gehabt haben, Zypern als unabhängigen Staat aufzulösen, da die Insel, anders als Griechenland oder die Türkei, nicht der NATO angehörte, aber mit den Russen gut stand. Nach dem Acheson-Plan wollten die Amerikaner im Juli 1964, dass die beiden Landesteile an das jeweilige „Mutterland“ angegliedert würden.
Die Obristen
Am 21. April 1967 übernahmen die Obristen die Macht in Griechenland, der Enosis-Gedanke verlor in Zypern an Popularität. Erzbischof Makarios wurde 1968 mit 95 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt, obwohl er zuvor die Abkehr von der Idee der Enosis bekannt gab.
Enosis- Bewegung
General Grivas kehrte 1971 unerkannt nach Zypern zurück. Als Gegner von Makarios und Verfechter des Enosis-Gedankens war er Führer der EOKA. 1974 starb Grivas, die Militärjunta in Griechenland half ihrerseits der Enosis- Bewegung. Die Unabhängigkeitsbestrebungen von Makarios kollidierten mit den Interessen der griechischen Machthaber. Sie wollten Makarios „erledigen“, dieser konnte aber rechtzeitig fliehen. Nikos Sampson wurde zum Präsidenten ernannt.