Archäologischer Park Pafos
Der Archäologische Park in Pafos bietet einen faszinierenden Einblick in die antike Welt, ihre Mythen und die beeindruckende Kunstfertigkeit der römischen Mosaikkunst auf Zypern.
Geöffnet:
Mai bis September: täglich von 8 bis 19:30 Uhr
Oktober bis April: täglich von 8 bis 17 Uhr
Haus des Dionysos
Das Haus des Dionysos wurde im Frühjahr 1962 zufällig bei Feldarbeiten entdeckt. Der damalige Besitzer, ein wohlhabender Römer, besaß ein Anwesen von beeindruckenden 2.000 m², wovon 556 m² mit kunstvollen Mosaiken bedeckt sind. Diese Mosaiken wurden von der UNESCO in das „Weltkulturerbe der Menschheit“ aufgenommen, da sie nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch viele spannende Geschichten aus der Mythologie erzählen.
Bedeutende Mosaiken und ihre Geschichten:
Narziss
Narziss konnte den Frauen und Nymphen wenig abgewinnen. Dieser Tatsache konnte Aphrodite wiederum wenig abgewinnen und so verdammte sie den Frauen-Ignoranten dazu, für den Rest seines Lebens an Quellen und Flüssen zu sitzen, um sein eigenes Antlitz zu bewundern und in sich selbst verliebt zu sein. Irgendwann hatte sie aber doch Mitleid mit ihm und sie verwandelte ihn in eine Blume, die die Nähe von Wasser bevorzugt und die wir heute noch als Narzisse kennen.
Skylla, das Meeresungeheuer
Dieses Mosaik aus schwarz-weißen Kieselsteinen stammt vermutlich aus einem Vorgängerbau der römischen Villa und wird von Archäologen in die hellenistische Zeit um das 4. Jahrhundert v. Chr. datiert.
Thisbe und Pyramos
Pyramos ist der Mythologie zufolge der schönste Jüngling und Thisbe die schönste Jungfrau Babylons. Sie leben in Nachbarschaft und verlieben sich, doch die Eltern lehnen eine Heirat ab. Eines Tages verabreden sie sich unter einem schneeweißen Früchte tragenden Maulbeerbaum. Wer zuerst da ist, soll auf den anderen warten. Am besagten Abend ist Thisbe als erste da. Sie entdeckt eine Löwin, die an der Quelle trinken will (die Löwin ist im Mosaik durch einen Panther ersetzt). Überstürzt flieht sie, verliert dabei aber ihren Schleier, den sofort der Löwe bzw. der Panther in sein blutiges Maul nimmt. Als Pyramos kommt, ahnt er Schreckliches und – überzeugt, seine Geliebte sei vom Löwen (Panther) gefressen worden – begeht er Selbstmord. Von seinem Blut färben sich die Früchte des Maulbeerbaumes tiefrot. Thisbe findet später ihren toten Geliebten und entsetzt begeht auch sie Selbstmord.
Dionysos, Akme und Ikarios
In der Mitte ist Ikarios zu sehen. Er ist Gastgeber von Dionysos, der ihn im Weinanbau unterweist. Den ersten gekelterten Wein bietet er der lieblichen Akme, die dem Dionysos zuprostet, und zwei Hirten (rechts) an, die bald betrunken sind. (Laut der Inschrift waren das die ersten Weintrinker der Geschichte). Die Freunde der Hirten vermuten, dass Ikarios sie vergiftet habe. Deshalb werfen sie ihn in einen Brunnen.
Poseidon und Amymone
Der Gott des Meeres und des Wassers scheint mit schnellen Schritten auf Amymone zuzugehen. Ihm gegenüber sieht man Amymone, eine der 50 Danaiden, Töchter des Danos. Amymone ist nach Argos unterwegs, um Wasser zu holen. Poseidon stößt, um Amymone eine Freude zu bereiten, mit seinem Dreizack eine Quelle auf. Er schickt Amymone einen Satyr zu Hilfe, der sie aber sexuell belästigt. Poseidon will helfen, doch die Undankbare wehrt ihn mit einer abweisenden Armbewegung ab. Zwischen den beiden steht Eros, der bei ihnen das Feuer der Liebe wieder entfacht…
Peneios, Daphne und Apollo
Auch wieder so ein Fall von sexueller Belästigung: Die Nymphe Daphne steht hier rechts neben dem liegenden Peneios. Apollo, der Gott der Schönheit, liebt Daphne. Schnell wie der Wind – zumindest der Mythologie nach – verfolgt er sie. Doch Daphne will lieber sterben, als seine Geliebte zu sein: „Verändere mein Äußeres, das mich in diese Lage brachte, oder lasse die Erde mich verschlucken“, fleht sie. Und prompt wird sie von Zeus in den Baum der Daphne verwandelt, den Lorbeerbaum. Apollo jedoch liebt sie sogar als Baum und trägt fortan Lorbeer als eine Krone und schmückt seine Köcher mit Lorbeerzweigen. Wenn das nicht wahre Liebe ist! Übrigens heißt Lorbeer heute noch auf griechisch daphni.
Hippolyt und Phädra
Und schon wieder geht’s um unerwiderte Liebe: Theseus liebt Phädra und entführt sie von Kreta nach Athen, um sie zu heiraten. Phädra aber liebt Hippolyt, den Sohn des Theseus, der sie aber seinerseits nicht liebt. Die bitter enttäuschte Phädra erzählt Theseus, dass Hippolyt ihr Avancen gemacht habe, worauf dieser seinen Vater Poseidon um Hilfe bittet. Der lässt, als Hippolyt mit einem Wagen an der Küste entlang fährt, aus den Wogen einen Stier auftauchen. Die Pferde scheuen, werfen den Wagen um und aus ist´s mit Hippolyt. Auch Phädra nimmt kein gutes Ende: Sie erhängt sich. Dies alles muss man wissen, um zu verstehen, warum Hippolyt auf dem Mosaik so abweisend dasitzt und Phädra auf ihrem Sessel so betrübt schaut. Eros lacht dabei höhnisch, während er der armen Phädra noch Öl ins feuerheiße Herz schüttet, während Hippolyt kalt und unnahbar bleibt.
Ganymedes und der Adler
Experten halten dieses Mosaik für das gelungenste Motiv, was Gestaltung und Farbzusammensetzung anbetrifft. Es geht hier um Zeus, der als Adler daherkommt und Ganymedes, den Sohn eines trojanischen Königs, auf den Olymp bringt, wo er als Mundschenk den Göttern dienen soll. Ob er da wohl viele Überstunden machen musste?
Mufflons
Hier springen vergnügte männliche Mufflons – die Wappentiere Zyperns – fröhlichen weiblichen Mufflons hinterher (sehr zum Verdruss einer älteren Dame, die angesichts der Szene meinte: „Die Männer müssen doch i m m e r den Frauen nachstellen!“).
Pfau und geometrische Muster
Hier sieht man ein überaus eitles Mannsbild, einen Pfau! Geometrische Muster lassen das andere Mosaik wie einen Teppich wirken.
Haus des Theseus
Mit über 100 Räumen gehörte es seinerzeit zu den größten und am üppigsten verzierten Wohnhäusern des Mittelmeerraumes. Die ab 1966 von einem polnischen Ausgrabungsteam freigelegte Villa liegt ca. 150 m südwestlich des Dionysos-Hauses. Es scheint festzustehen, dass das Haus des Theseus Sitz der römischen Prokonsuln auf Zypern war.
Theseus Kampf gegen den Minotaurus – Der Ariadnefaden
Dieses Mosaik stammt aus dem 3. Jh. n. Chr. In einem Kreisbild holt Theseus zu einem Schlag gegen das Ungeheuer Minotaurus aus. Rechts daneben personifiziert eine Halbfigur Kreta. Links oben schaut Ariadne (die mit dem Faden) hinab, während links unten ein bärtiger Mann das Labyrinth betritt.
Die Mythologie erzählt, dass die Athener dem König Minos von Kreta alljährlich sieben knusprige Jünglinge und Jungfrauen als Tribut übergeben mussten. Einmal begleitete Theseus die Gruppe bei der Übergabe. Ariadne verliebte sich in Theseus und gab ihm ihren berühmten Faden mit auf den Weg ins Labyrinth. Bevor der Minotaurus die jungen Leute fressen konnte, wurde er von Theseus erschlagen. Und weil der ja den Faden der Ariadne hinter sich hergezogen hatte, fanden alle miteinander entlang des Fadens wieder aus dem Labyrinth heraus, aus dem vor ihnen nie ein Mensch wieder herausgekommen war. Seither ist der Ariadne-Faden sprichwörtlich für ein Hilfsmittel, mit dem man sich in einer schwierigen Lage zurecht finden kann.
Achilles Mosaik – Die Achillesferse
Hier geht’s darum, dass der kleine Achilles nach seiner Geburt im Unsterblichkeit verleihenden Wasser des Styx gebadet wird. Doch seine Mama, noch etwas erschöpft von der Geburt, hält ihn dabei an der Ferse fest, nicht daran denkend, dass er nun für immer an dieser Stelle verletzlich bleiben wird. Dargestellt ist die Amme, die gerade mit einem Krug des Wunderwassers herbeieilt. Seither ist die Achillesferse sprichwörtlich für eine kleine verwundbare Stelle, die einem zum großen Verhängnis werden kann.
Das Haus des Orpheus
Die Villa liegt westlich des Theseus-Hauses. Entdeckt wurde sie während des Zweiten Weltkrieges, doch erst ab 1982 ausgegraben. Ein Mosaik zeigt einen derart himmlisch Harfe spielenden Orpheus, dass sogar die wilden Tiere gebannt zuhören. Eine andere Darstellung zeigt den bärenstarken Herkules im Kampf mit dem mythischen Löwen Nemea. Und auch eine wilde Amazone mit einem Pferdezaum und einer Doppelaxt ist zu sehen.
Das Haus des Aion
Hier kann man den Einfluss des aufkommenden Christentums auf den Dionysos-Kult erkennen. Unter anderem an der Darstellung des Dionysos als Kleinkind in den Armen des Gottes Hermes – ein selten vorkommendes Motiv, das den Darstellungen der Muttergottes mit dem Kind ähnelt. Aber auch der alte Schwerenöter Zeus ist zu sehen, der sich Leda als Schwan verkleidet nähert. Weiterhin gibt’s einen antiken Schönheitswettbewerb zwischen Cassopeia und den Nymphen des Meeres, als Richter steht zwischen den Kontrahentinnen Aion, der Zeitgott ohne Anfang und Ende. Gewonnen hat den Wettbewerb Cassopeia.
Saránta Kolónes (= Vierzig Säulen)
Die stark zerstörte, byzantinische Festung ist letzter Besichtigungspunkt bei einem Rundgang durch den Archäologischen Park. Ihren Namen hat die Festung von den 40 römischen Säulen, die man für ihren Bau vom benachbarten Forum benutzte und zum Teil zweckentfremdete; so liegt zum Beispiel eine dieser Säulen quer, sie diente als obere Kante der Futterkrippe für die Pferde. Wahrscheinlich wurde die Burg, von der aus man das Hafengebiet überblicken konnte, zum Schutz vor Arabereinfällen im frühen 7. Jh. gebaut. Nach dem Arabereinfall und dem Entmilitarisierungsvertrag im Jahr 688 n. Chr. zwischen Justinian II. und dem Kaiser Abd al Malik wurde die Anlage nicht mehr genutzt. Erst um 1100, im Zuge der Sicherungsmaßnahmen der Insel durch Alexios I., erlangte das Kastell wieder seine alte Bedeutung. Im Jahre 1191 besetzte Richard Löwenherz die Insel, und man übergab ihm auch die Burg, die dann 1222 von einem heftigen Erdbeben zerstört wurde.
Man muss sich die Burganlage als sehr trutziges Gebäude vorstellen: Acht verschieden gebaute Türme und drei Meter dicke, mächtige Mauern schützten die fast quadratische Anlage (ca. 70 x 70 m). Ein innerer Mauerring umgab das Zentrum, in dem unterschiedliche Gebäudefunktionen untergebracht waren. Was man heute noch sieht, sind zwei Reihen Futterkrippen für die Pferde, eine Zisterne im Westen, ein Dampfbad im Norden und das Örtchen für die Legionäre, wenn sie mal müssen mussten. Markenzeichen dieser Anlage sind ihre beiden fotogenen Rundbögen.