Zypern-Museum

Mouseio, geöffnet: Mo. bis Sa. 9–17 Uhr, So. 10–13 Uhr

Das Zypern-Museum in NikosíaWenn man bedenkt, wie viele zyprische Alterümer vom Alibi-Archäologen Luigi Cesnola gestohlen wurden, dann sind Umfang und Bedeutung der Exponate dieses Museums sehr überraschend. Es wurde bereits 1882 gegründet, aber die heutigen Räumlichkeiten erst im Jahre 1909 bezogen. Das Museumsgebäude wurde zum Gedenken an Königin Viktoria vom damaligen britischen Gouverneur gebaut, 1835 umgestaltet und erweitert, eine erneute Vergrößerung wurde 1992 abgeschlossen. Es liegt gegenüber dem Parlamentsgebäude sowie dem Stadttheater.

Die Exponate zeichnen ein Bild der Kulturgeschichte vom Neolithikum bis zur römischen Zeit. Daneben gibt es eine ergänzende Sammlung aus dem früheren Christentum sowie aus späteren Perioden. Beinahe alle Funde stammen von der Insel und wurden von zyprischen Archäologen und ausländischen Ausgrabungsteams zutage gefördert. Dem Museum ist eine Bibliothek mit archäologischer Literatur angegliedert, die Fachleuten zur Verfügung steht.

Schwerpunkt der einzelnen Räume

Raum I

Funde aus dem Neolithikum und Chalkolithikum: Steinwerkzeuge, Idolfiguren und Gefäße. Aus der chalkolithischen Epoche stammen die Steatit-Idole, die den Marmoridolen der Kykladen ähneln.

Raum II

Tonschale aus Vouní In der Vitrine steht in der Mitte eine große Tonschale aus Vouní (Nr. 52), auf der eine Szene aus einem Stierkult abgebildet ist. Im Inneren kniet ein Einzuweihender vor stehenden menschlichen Figuren, die Schlangen halten und Stiergötter tragen. Der Stier war der Gottheit der Fruchtbarkeit zugeordnet und die Schlange den Göttern der Unterwelt. Sie stellen Leben und Tod dar und wurden schon früh von den Bewohnern Zyperns verehrt.

Raum III

Funde aus der Bronze- und Eisenzeit, vor allem Tongefäße und Metallgegenstände. Weiterhin Exponate der Rot-auf-Schwarz-Keramik, mykenische Vasen und attische Keramik. Die syrischen Importe aus dem 15. Jh. v. Chr. wurden bereits auf der Töpferdrehscheibe hergestellt. Zuvor hatte man alle Gefäße frei mit der Hand geformt.

Raum IV

Hier wird ein Großteil der 2.000 Terrakotta-Figuren aus dem Agía Irini-Tempel (westlich von Mórfou) gezeigt. Die Krieger, Kentauren und menschengesichtigen Löwen sind wie damals zur Spätbronzezeit (vor einem Altar) aufgestellt. Von der ursprünglichen Gruppe blieb nur die Hälfte auf Zypern, die andere Hälfte steht in Kopenhagen. Nach damaligem Recht durften die Ausgräber die Hälfte ihrer Funde mit nach Hause nehmen, und so tat es auch der schwedische Archäologe, der damals die Ausgrabungen leitete.

Raum V

Hier stehen Skulpturen von 600 v. Chr. bis zur römischen Zeit, vor allem Votivfiguren (Weihe-Gaben) aus verschiedenen Heiligtümern. Besonderes Interesse verdienen die berühmte Aphrodite von Soli sowie der Frauenkopf aus dem Aphrodite-Tempel in Arsos (3. Jh. v. Chr.). Da damals auf Zypern Mangel an Marmor herrschte, musste man sich bei archaischen Großplastiken vorwiegend mit Kalkstein begnügen. Wie man an den meist beschädigten Figuren sieht, war der nicht sonderlich haltbar. Durch Zufall wurden 1997 bei den Königsgräbern von Tamassós die prachtvollen Sphingen und Löwen aus dem 6. bis 8. Jh. v. Chr. gefunden, die einst vor einem Grab standen und wohl eine abschreckende Wirkung haben sollten.

Raum VI

Bronzestatue des römischen Kaisers Severus Hier beeindruckt die über 2 m große Bronzestatue des römischen Kaisers Severus (193-211 n. Chr.) in der Pose eines Athleten. Diese Statue wurde, in viele Teile zerbrochen, bei Kythräa (nordöstlich von Nikosía in der Nähe des antiken Chytri) gefunden. Der Kopf ist nicht das Original, hier wurde ihm einfach ein anderes Haupt aufgesetzt. Das ist unschwer zu erkennen, weil er im Vergleich zum Körper zu klein ist. Außerdem sind hier Siegel und Amulette aus der ägyptischen, persischen, griechischen und assyrischen Periode ausgestellt. Ebenso werden Geräte und Werkzeuge vom Beginn der Kupferherstellung bis zur Römerzeit gezeigt.

Raum VII

Bronzekunstwerke wie Waffen, Münzen und kleine Statuetten sind hier zu sehen, wobei eine Bronzekuh aus Vouní (5. Jh.) und der gehörnte Gott von Egkomi (12. Jh. v. Chr.) zu den interessantesten Exponaten gehören. Der Gold- und Silberschmuck in den Vitrinen ist nur ein Bruchteil dessen, was man auf Zypern gefunden hatte, wie ein einheimischer Führer bitter bemerkt, denn die meisten Schätze wurden von dem Ausgräber Cesnola gestohlen und verkauft. Die Münzen aus der hellenistischen Zeit sind zwar alle unterschiedlich groß, wiegen aber allesamt exakt das Gleiche. Hier hängt auch das berühmte, römische Fußbodenmosaik „Leda mit dem Schwan“, das einst in Palea Páfos ausgestellt war, von dort 1980 entwendet wurde und erst nach 14 Jahren wieder bei einem Kunsthändler in London auftauchte. Neben dem Leda-Mosaik zeigt ein anderes Mosaik eine Jagdhündin, über die ihr Herrchen oder Frauchen einst in das Mosaik schreiben ließ: „Phiria (ist) gut“.

Raum VIII

Von hier aus führen Stufen zu Grabrekonstruktionen und Grabbeigaben aus der frühen Steinzeit bis ins 5. Jh. n. Chr.

Raum IX

Sammlung von Terrakotten, Grabmälern, Stelen und Urnen.

Raum X

Hier geht es um die Entwicklung der zyprischen Schrift. Rätsel gibt noch heute eine Tafel mit einer kypro-minoischen Silbenschrift auf, die der kretischen Linear A ähnelt und bis heute noch nicht entziffert wurde.

Raum XI

Die Funde des Archäologen Vassos Karageorghis im heutigen Dorf Tuzla zählen zu den berühmtesten des Museums. Sie wurden aus dem Scheingrab des Nikokreon (der letzte König von Salamis beging im Jahre 311 v. Chr. Selbstmord, nachdem er Ptolemäus I. keinen Widerstand mehr leisten konnte) geborgen: Wie reich der Verstorbene war, zeigen ein großer Dreifußkessel, ein Königssitz mit Elfenbeinintarsien, ein Bett und ein bronzener Streitwagen.

Raum XII

Hier wird anhand der Nachbildung einer Kupfermine die Gewinnung von Kupfer und die Herstellung von Bronze dokumentiert. Kupfer war seinerzeit wertvoller als Gold!

Raum XIII

Römische Statuen aus dem Gymnasium von Salamis (2. Jh. n. Chr.): Apollon mit der Lyra, Herakles, Nemesis und Hera.

Raum XIV

Kleinere Exponate wie Terrakotta-Figuren der geometrischen bis zur klassischen Zeit, neben Götterfiguren Szenen aus dem täglichen Leben, so zum Beispiel eine Entbindungsszene. Auch sieht man hier den „Ersten Touristen“, einen im „Liegestuhl“ liegenden Mann (in der Glasvitrine rechts neben der Tür).

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